24. November 2008

Roswell - Season Two

We create our own destiny.

Es passiert nicht allzu oft, dass Serien in ihrem zweiten Jahr größere Einschaltquoten erzielen, als ihre Debütsaison. Doch im Gegensatz zur ersten Staffel wusste die zweite Runde von Roswell einige neue Zuschauer an Bord zu locken. Insgesamt war die zweite Staffel jedoch weit weniger erfolgreich, als ihr Vorgänger, baute sie besonders inhaltlich stark ab. Das Notsignal wurde aktiviert, alle anderen möglichen Außerirdischen am Ende der vergangenen Staffel informiert. Die Königlichen Vier geben sich quasi preis und erhalten sogleich Antwort. Zwar hat Nasedo (Jim Ortlieb) die Identität von Agent Pierce (David Conrad) übernommen, doch scheint die Regierung in Form der Kongressabgeordneten Whitaker (Gretchen Egolf) nicht von Max (Jason Behr) und den Anderen lassen zu wollen. Allerdings geht die Gefahr für die Außerirdischen in dieser Staffel nicht von der amerikanischen Regierung aus, sondern vielmehr von anderen Außerirdischen, den sogenannten „Skins“.

Die stehen stellvertretend für das Volk von Kavar, jenem Mann, der Max von seinem Thron verdrängt und sein Volk in die Sklaverei genötigt hat. Da versteht es sich von selbst, dass Kavar seine rechte Hand, Nicolas (Miko Hughes), aussendet, um Max und die Anderen auszulöschen oder zumindest von einer Rückkehr in die Heimat abzuhalten. Das ganze Szenario rückt dann auch Isabelles (Katherine Heigl) Vergangenheit als „Velondra“ in ein neues Licht. Als Geliebte von Kavar hatte sie einst ihren Bruder und ihr Volk verraten. Für Max geht es nunmehr darum, seine Freunde vor den Übergriffen der Skins zu bewahren und zugleich seine große Liebe Liz (Shiri Appleby) zurück zu gewinnen. Diese will jedoch dem Schicksal von Max und Tess (Emilie de Ravin) nicht im Wege stehen.

In der letzten Staffel offenbarte sich das ganze Ausmaß von Max, Tess, Isabelle und Michael (Brendan Fehr). Als Königliche Vier sollen sie eines Tages auf ihren Heimatplaneten zurückkehren, um gegen die dortigen Unterdrücker vorzugehen und somit ein ganzes Volk aus der Tyrannei zu befreien. Jene Entwicklung macht insbesondere Max und Liz zu schaffen. Liz will sich nicht in den Weg des Schicksals stellen und somit für die Unterdrückung eines ganzen Volkes verantwortlich sein. Besondere Gewichtung erhielt dies durch die beste Folge der zweiten Staffel: The End of the World. Max aus der Zukunft reist mit Hilfe des Granolithen zurück in die Vergangenheit, um Liz davon zu überzeugen, dass beide kein Paar werden dürfen. Das Leben der Außerirdischen hänge davon ab. Mit jenen Schuldgefühlen versucht Liz fortan Max auf Abstand zu halten, ihn vielmehr sogar mit Tess zusammen zu bringen.

Doch Max lässt nicht locker, sodass Liz so weit geht, ihn vorsätzlich zu verletzen, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Max selbst will sich seinem deterministischen Schicksal nicht fügen, die Beziehung mit Tess bedeutet ihm nichts. Ohnehin hat er nun weitaus mehr mit dem (rechtmäßigen) Status des Anführers zu kämpfen als zuvor. Dies kulminiert in Ask Not, wenn er seine eigenen Entscheidungen mit denen von Kennedy in der Kubakrise gleichzusetzen versucht. Als er gegen Ende der Staffel speziell gegenüber Isabelle seinen Königsstatus gerecht werden will, hat er mit merklichen Problemen zu kämpfen. Das Schicksal seines Volkes ignoriert Max dabei die meiste Zeit hindurch, was für einen Teenager mit Liebeskummer auch sicherlich schwer nachzuvollziehen ist. Im besten Interesse seines Volkes handelt Max jedoch während der gesamten Serie (!) hindurch kaum bis gar nicht. Vordergründig steht immer das Wohl von Isabelle, Michael und Liz. Eine ungewöhnliche Heldengeschichte, die primär egoistisch ausgerichtet ist.

Wie bei einer Teenager-Serie nicht ungewöhnlich, spielt die Liebe weiterhin inhaltlich die erste Geige. Allem voran natürlich jene zwischen Max und Liz, aber auch die Beziehung von Michael und Maria (Majandra Delfino) wird eine Spur ernster. Es gibt kein Hin und Her mehr, beide gehen eine feste und dauerlastige Beziehung miteinander ein. Erschüttert wird diese lediglich kurzfristig von der Anwesenheit Courtneys (Sara Downing), einer abtrünnigen Skin, die sich auf die Seite der Außerirdischen stellt. Eigentlich ohne große Erklärungen wird die Romanze zwischen Isabelle und Alex (Colin Hanks) ad acta gelegt. Einer von vielen Aspekten, die in der zweiten Staffel ohne wirkliche Begründung einen Wandel erfährt.

Von Kyle (Nick Wechsler) braucht man erst gar nicht reden, eine generell vernachlässigte Figur, die meist nur dem comic relief dient, wie auch bei Alex mehr und mehr der Fall. Weiterhin im Fokus bleibt dagegen Sheriff Valenti (William Sadler), der wie einige andere Figuren im Laufe der Staffel einen ultimativen Preis für seine Freundschaft und Unterstützung der Außerirdischen bezahlen muss. Vermehrt nimmt er jetzt die Rolle der Vaterfigur für alle ein, nicht nur für Tess, die er praktisch adoptiert hat. Auffällig ist diese Konstellation gerade in Viva Las Vegas, allerdings auch an anderen Stellen. Die Entwicklung der Beziehung zwischen Valenti und den Kids ist generell eine der positiven Elemente der zweiten Staffel und macht viel von dem neuartigen Charme der Serie aus.

Auch in der zweiten Staffel findet wieder eine thematische Untergliederung statt – diesmal jedoch in mehrere Subplots, die meist drei oder mehr Folgen umfassen. Den Anfang macht die Nachforschung von Whitaker gegenüber Max und den Anderen. Abgelöst wird dieses Element von der Ankunft der Skins, die kurzfristig zur Bedrohung werden, ehe sie von dem zweiten Satz der Königlichen Vier abgelöst werden. Neben der Zukunfts-Max-Folge macht dies den Höhepunkt der Staffel aus und findet mit den Folgen 8 (Meet the Dupes) und 9 (Max in the City) in etwa auch die Mitte der zweiten Instanz. Anschließend schlägt die Serie eine völlig andere Richtung ein und fokussiert sich innerhalb von vier Folgen auf die Obduktion von Laurie Dupree (Allison Lange), die eine gemeinsame Vergangenheit mit Michael besitzt. Was genau jenes Storyelement soll, wird dem Zuschauer dabei nicht klar, denn innerkontextuell spielt Laurie und ihr Hintergrund keine wichtige Funktion.

Jene vier Folgen zählen neben den anderen „Lückenbüßern“ zwischendrin (die keinen Zusammenhang mit den anderen Folgen haben) auch die Schwachpunkte der Staffel dar. Die Ausnahme bildet hier Viva Las Vegas, die im Prinzip zum Teil an The End of the World anknüpft und immerhin Spaß macht. Abgesehen von „Off the Menu“, der vorletzten Folge der Staffel, die produktionshistorisch jedoch klar früher anzusetzen wäre (ein herber Fauxpas bei der Ausstrahlung/Zusammenstellung) bilden die abschließenden Folgen auch die Klimax der zweiten Staffel. Auf der einen Seite natürlich Alex’ Tod als Auslöser der Ereignisse, aber auch die Entfremdung zwischen Liz und Max sowie daraus folgernd die Annäherung von ihm und Tess. Kulminierend in Tess’ Schwangerschaft muss in der finalen Episode The Departure auch einiges auf Teufel komm raus überhastet erklärt werden. Hätte man sich mehr Zeit hierfür genommen, wäre jene Auflösung auch weitaus plausibler geraten.

Selbstverständlich hat die zweite Staffel ihre starken Momente, allen voran natürlich die Konzeption des futuristischen Max’ oder des zweiten Satzes, aber auch die „gezwungene“ Liebesbeziehung zwischen Max und Tess. Dennoch schadet der Staffel insbesondere die Quantität an Handlungen, die deren Qualität erheblich beeinflussen. Die Skins, Laurie Dupree, Alex’ Tod und dazu noch die kleinen Beziehungskrisen wollen nicht so wirklich unter einen Hut passen. Hinzukommen dann noch Folgen wie Summer of ´47, die dermaßen belanglos und uninteressant sind, dass es wehtut. Großen Schaden verursacht auch das Staffelfinale. Es wird nicht wirklich klar, warum Alex im Stande gewesen sein soll, das Buch der Außerirdischen zu übersetzen, sprich wie Tess darauf gekommen ist. Und weshalb sie nicht einfach gefragt hat, anstatt es ihm aufzuzwingen. Von der Tatsache ganz zu schweigen, was sie alles für Illusionen hat aufbauen müssen und das über zwei Monate, während ihre Kräfte in Roswell (s. Amy DeLuca) keine wirkliche Beständigkeit haben.

Das wirkt dermaßen gezwungen, dass es nur mühsam zusammengehalten wird. Scheinbar wusste man nichts besseres als Cliffhanger anzubieten oder musste de Ravin auf die einfachste Art aus der Serie schreiben. Immerhin ist es mit der restlichen Stimmung der Staffel, dass Schicksal nichts in Stein gemeißeltes ist, vereinbar. Die Königlichen Vier sind getrennt, somit hat man im Grunde ein Terminator-ähnliches Szenario erschaffen, in welchem sich die Ereignisse nicht mehr abwenden lassen. Der Heimatplanet der Außerirdischen ist jetzt eigentlich schon dem Untergang geweiht, doch wird diese Thematik in der abschließenden Staffel noch mal gelegentlich aufgegriffen werden. Als Cliffhanger versagt das Finale etwas, die ganze Staffel ist aufgrund ihrer Schwächen ein Rückschritt im Vergleich zum Vorgänger.

8/10

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